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Inhalt
Emotionen und Affekte als wissenschaftliche Konzepte erfahren in den Kultur-, Neurowissenschaften und in der Psychologie eine enorme Renaissance. Das "emotionale mapping" entscheidet darüber, welche Haltung wir zu etwas einnehmen, wie wir darauf reagieren und es in uns zueigen machen.
Emotionen sind nicht nur Ausdruck von Individualität und Persönlichkeit oder gar Resultat eines genetischen Programms, sondern ein erlerntes, strukturgebendes Element des sozialen Miteinanders. Sie sind auch ein Teil von politischer Herrschaft, da sie beeinflussen, wie wir uns als Teil einer sozialen Gemeinschaft oder als Mitgestalter eines politischen Zukunftsentwurfs überhaupt wahrnehmen dürfen und können.
Die vom Sozialismus proklamierte neue politische Kultur in China beinhaltete auch zugelassene und tabuisierte Gefühle zu den politischen Führern, neue Formen der Herrschaftsausübung, Umgang mit Minderheiten und wie sich bei innerem Widerspruch und aufkommenden Ambivalenzen das Individuum fühlen durfte. Diese Affektmanipulation generierte positive Gefühle, aber auch negative wie Angst und Hass. Gleichzeitig gab die Politik vor, in welchen Räumen oder an welchen Objekten man diese Gefühle wahrnehmen und ausleben darf.
Die dort geschaffene hochgradige politische Sozialisation und Identität sowie ihre erfolgreichen Bearbeitungsmuster haben einen langen Schatten: Es ist eine bestimmte Affektkultur, die auch als Teil der politischen Kultur von post-maoistischen Systemen transformierten politischen Systemen weiterbesteht, weil das Individuum sich darin auch in einer kapitalitischen Beschleunigungsgesellschaft wiederfinden kann. Es schafft so eine Kontinuität des eigenen Selbst im Vertrauten und Geborgenen. Gleichzeitig sind es die alten Zugänge und Intensitätszustände, die eine Wahrnehmung und Identifikation mit dem aktuellen politischen Geschehen in der VR China ermöglichten.
Ziele
Dieses Workshop ist Teil eines emotional turn einer sozial- und geisteswissenschaftlichen Asienforschung und hat das Ziel, die Bedeutung von Emotionen und Affekt als ein weitgehend übersehener Faktor zur Analyse von verwirrenden politischen Brüchen, dynamischen Verwerfungen sowie Kontinuitäten innerhalb der Gesellschaft und politischen Kultur der VR China zu verstehen.
- Dieser Workshop bringt Asienwissenschaftler und psychotherapeutisch und psychologisch arbeitende Forscher zusammen, um ihre jüngsten Forschungsergebnisse hinsichtlich der Affekte zu China in einem interdisziplinären Rahmen zu diskutieren.
- Dieser Workshop bringt so bisher weitgehend getrennt verlaufende wissenschaftliche Diskurse in den Asienwissenschaften, die psychologische und psychoanalytische Theorien auf China anwenden, sowie unter Psychotherapeuten, die in/zu China arbeiten, zusammen. Es ist der erste Schritt eines interdisziplinären Dialoges zu Emotion/Affekt und seiner Wirkung auf Politik, Gesellschaft und Kultur, der später auf Asien bzw. auch auf einen interregionalen Vergleich ausgeweitet und in weitere Forschungsprojekte oder Forschungsplattformen münden könnte.
- Panels sind thematisch und nicht disziplinär organisiert. Die dort vorgestellten Aufsätze werden jeweils von einem Asienwissenschaftler und einem Psychologen/Psychotherapeuten kommentiert und diskutieren die Einbettung des Affektiven in die vorhandenen theoretischen Ansätze und Bedeutung für das wissenschaftliche Selbstverständnis und das Verständnis von Politik, Gesellschaft und Kultur des modernen Chinas nach.
Institut für Ostasienwissenschaften - Sinologie
Universität Wien
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Österreich
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